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Abenteuer Lesung, 2: Randi Fuglehaug – von Christel Hildebrandt

Randi Fuglehaug, Todesfall – Ein Agnes-Tveit-Krimi, Band 1
Fischer TB, 2022, Übersetzt von: Christel Hildebrandt

Neues Spiel, neues Glück – oder neuer Organisationsstress? Das wunderbare Literaturhotel Wedina in Hamburg St. Georg bietet AutorInnen eine kostenlose Übernachtung an, wenn sie in der Stadt in einem kleineren Rahmen eine Lesung haben.

Kleinerer Rahmen ist ja sozusagen meine Spezialität! Also suche ich einen Spielort. Gabriele Haefs unterstützt mich dabei nach Kräften, und wir werden beim Jussi, unserem Leib- und Magenbuchladen, dem nordischen Krimicafé, fündig. Dann also noch Autorin und ihr „Transport“. Juchhu, Randi Fuglehaug, deren erster Krimi gerade auf Deutsch erschienen ist, hat Zeit, und NORLA, das staatlich finanzierte Büro zur Förderung norwegischer Literatur, übernimmt die Flugkosten. So weit, so prima.

Ein Honorar für die Autorin sollte auch drin sein, nach mehrfacher Anfrage übernimmt der deutsche Verlag das.

Doch dann, zwei Tage vor der Lesung, die Hiobsbotschaft: Bianca, Besitzerin und Alleinbetreiberin des Jussi, hat Covid! Vertretung ist nicht zu finden, der Laden bleibt geschlossen.

Wie heißt es so schön? Nun ist guter Rat teuer. Das Hotel kann so kurzfristig nicht einspringen, andere Buchhandlungen winken ebenso bedauernd ab. Das darf doch nicht wahr sein! Dabei war ich so stolz, alles geregelt zu haben. Anfragen bei KollegInnen nach Tipps für Veranstaltungsorte bringen keinen Erfolg, natürlich ist das alles zu kurzfristig. Aber jetzt das ganze Unternehmen abzusagen, das wäre doch zu gemein.

v.l.n.r.: Christel Hildebrandt, Randi Fuglehaug und Gabriele Haefs vor der Lesung im Café endlich vom Hotel Hanseatin – © privat

Und dann meldet sich eine Kollegin und Freundin, momentan im Norden Norwegens unterwegs, und präsentiert die rettende Lösung: Das Frauenhotel Hanseatin hat ein Café, in dem könnte die Lesung stattfinden. Meine Bedenken: Und wenn jetzt Männer zur Lesung kommen wollen? Die Hotelbesitzerin beruhigt mich, ins Café dürfen alle, gleich welchen Geschlechts, nur bekommen sie kein Hotelzimmer.

Wunderbar, bleibt jetzt nur noch die Frage, wie potentielles Publikum informiert werden kann. Facebook, E-Mail-Verteiler, nun ja.

Jedenfalls kann ich Randi vom Flughafen abholen, ihr einen Neun-Euro-Fahrschein spendieren (ach, war das doch einfach mit diesem Ticket) und wir fahren zufrieden zum Hotel. Zimmer prima, netter Plausch an der Rezeption, noch eine kurze Führung durchs Haus – der Garten ist ein Traum! Dann wollen wir etwas essen vor der Lesung. Wir haben ja noch so viel Zeit. Doch im Restaurant stellt Randi fest, dass sie ihr Buch im Hotel vergessen hat. Also noch einmal zurück, dann Richtung Hotel Hanseatin, Dragonerstall 11 gleich gegenüber der Laeiszhalle, kein Problem. Dabei muss ich gestehen, dass ich gar nicht gewusst habe, dass es in Hamburg eine Straße mit diesem wunderbaren Namen gibt. Langsam werde ich etwas nervös, am Jungfernstieg weiß ich nicht weiter, also springen wir lieber in ein Taxi. So ein Taxifahrer muss doch wissen, wo sich ein Hotel in Hamburg befindet. Nach einer verwegenen U-Wendung auf dem Jungfernstieg fährt er also zielbewusst Richtung Hanseatin. Doch selbst der Taxifahrer findet das Hotel nicht, irrt eine Weile um die Laeiszhalle herum, was heißt schon „gegenüber“ bei einem freistehenden Gebäude, bis wir alle Drei gleichzeitig beim ich weiß nicht wievielten Male Wenden den Schriftzug entdecken. So kommen wir gerade noch rechtzeitig, werden freudig empfangen.

Es wird ein sehr netter Abend, auch wenn nur sechs Zuhörerinnen gekommen sind (immerhin das Dreifache an Publikum wie in Bremen!). Aber es fehlt auch nicht die überaus interessierte Besucherin, die möglichst viel über den wunderbaren Ort Voss erzählen möchte, in dem sie aufgewachsen ist und nun Randis Krimi spielt. Zum Glück bleibt es bei den geographischen Schwärmereien, die Familiengeschichten werden nicht verglichen! Und eigentlich ist es ja auch ganz nett, wenn jemand so persönlich an einem Buch und einer Autorin interessiert ist.

In einer lauen Sommernacht schlendern wir nach erledigter Arbeit über den Gänsemarkt zurück – meine Güte, ist der Jungfernstieg nahe, das hätten wir ja locker in zehn Minuten geschafft!

Ja, Lesungen sind ein mühevolles Geschäft, aber wir geben nicht auf!

Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, Schwarzaufweiss Evelyn Kuttig


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Evelyn Kuttig

Evelyn Kuttig

Ich arbeite(te) als Grafikdesignerin, Projektmanagerin, Rechercheurin, Redakteurin und Texterin. – Das Blog enthält Berichte aus meinem Arbeitsalltag und Gastbeiträge aus vielfältigen Arbeitsfeldern, die zur Entstehung von Büchern beitragen. – Auch im Ruhestand stehe ich Interessierten mit meinen vielseitigen Kenntnissen und Erfahrungen und psychologischem Gespür immer noch gerne mit Rat und Tat und Empfehlungen zur Seite.

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