Es ist aber kein Auftritt, wie er sicher verlockend erscheint, so einer, wo ich mit dem Dolch im Gewande durch die Kapitel schleiche, um einem gemeinen Schurken das Handwerk zu legen. So nicht. Aber ich muß ein bißchen weiter ausholen, um die Sache mit dem Beifang zu erklären.
Es war einfach so, daß mich ein Krimiautor fragte, ob ich einen Blick in das entstehende Manuskript werfen könnte. Da verschlägt es den Ermittler nach Galway an der irischen Westküste, ja, und da kenne ich mich doch aus, und wenn ich überprüfen könnte, ob alle Straßennamen stimmen und alles Gälische richtig geschrieben sei, dann wäre das eine große Hilfe. Und das ist doch wunderschön, wie oft ärgern wir uns beim Übersetzen, weil die Autoren nicht richtig recherchiert haben! Also, ich überprüfte, und ich sagte mal hier und mal da, „nein, das wird aber soundso geschrieben“, und ein Ermittler in Galway muß ja wohl auch in eine Kneipe gehen, also schlug ich welche vor. Unter anderem ging er in den Crane, wo es oft Musik gibt. Hier regte ich an: „Wär’ doch schön, mal einen Musiker zu erwähnen, Pádraig Ó Carra hat oft im Crane gespielt.“ (Oder Tim Lyons. Oder John Lyons. Oder oder oder …)
Pádraig Ó Carra spielte eine mit Stahlsaiten bespannte Zither, weil sie dann dem Klang der mittelalterlichen irischen Harfen ähnelte, und er spielte eben die klassische höfische Musik des alten Irland.
Darüber habe ich einmal eine Geschichte geschrieben, und die wurde ins Norwegische übersetzt. Ein stolzer Augenblick, als ich die Übersetzung in der Hand hielt. Der Stolz hielt aber nicht lange vor – es war eigentlich ganz schrecklich, in der norwegischen Übersetzung war aus Zither „Sitar“ geworden. Das hat zwar nichts mit dem Krimi zu tun, ich mußte es aber trotzdem mal loswerden.
Meine Geschichte ist vor einigen Jahren in dem Buch „Chinesische Transvestiten“ erschienen, schon dreimal schrieb ich darüber auf diesem Blog, weil ich damit im Haus von Pádraig Pearse in Rosmuc aufregende Dinge erlebte. Und siehe da, mein Krimiautor kannte das Buch auch! Damit nahm das Schicksal seinen Lauf.
Ich hatte meine Anmerkungen in das Manuskript geschrieben, Schreibweisen und Straßennamen korrigiert, und nun wartete ich natürlich auf den fertigen Krimi. Denn zum einen wollte ich ihn noch mal in fertiger Fassung lesen, und zum anderen war ich neugierig, ob mein guter Rat befolgt worden war und beim Crane auch Musiker genannt werden.
Und was passiert? Der Ermittler geht in den Crane, holt sich was zu trinken, schaut sich um, sinniert über die Musik, und daß der große Zitherspieler Pàdraig Ó Carra hier gespielt hat, dann setzt er sich mit seinem Pint hin und liest meine Geschichte über die Zither (und nicht über die Sitar!). Meine ganze Geschichte steht in dem Krimi – es ist natürlich eine kurze Geschichte, aber das ist nur gut so, der Ermittler soll ja nicht nur lesen, sondern den Mörder ausfindig machen. Aber dennoch!
Das ist ein wunderbarer Fall von Beifang, wenn ich nicht Irisch studiert hätte und nicht übersetze, hätte ich diese Geschichte nie geschrieben, und der Krimiautor wäre nicht auf die Idee gekommen, mich zu bitten, bei seinem Manuskript zu helfen, und nie und nimmer wäre ich also in einem Krimi aufgetreten.
Hier ist der Krimi, der übrigens ungeheuer spannend ist und außer in Galway in Meißen spielt, zwei Städte, die größere Ähnlichkeit miteinander haben als man eigentlich meinen sollte. Soeben erschienen:
Peter Braukmann: Meißen sehen und sterben. Edition Sächsische Zeitung, 176 S., 9,99 (keine ISBN-Nummer),
Ein Gastbeitrag zum Thema „Buchherstellung“, Evelyn Kuttig
Ein schönes Erlebnis. Meine Laune stieg schlagartig. Danke für den Artikel