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Durch Schreiben Dinge auf den Punkt bringen

Prof. Susanne Böhlich

Im fünften Beitrag meiner Reihe von Interviews mit Buchmenschen, mit denen ich zusammenarbeite, geht es wie schon in der dritten Folge wieder um ein Fachbuch. Diesmal jedoch mit einer Autorin und mit wissenschaftlichem Hintergrund.

Bitte stell Dich kurz vor und sag uns, was Du mit Büchern zu tun hast.

Mein Name ist Susanne Böhlich und ich bin Professorin an der iu – Internationale Hochschule. Ich lehre vorwiegend im Fachgebiet Personal- und Unternehmensführung. Ich war schon als Kind ein Bücherwurm und mein Traum war immer eine Bibliothek zu haben. Das habe ich teilweise verwirklicht, zumindest beherberge ich rund 1000 Bücher – lese mittlerweile aber vorwiegend ebooks, egal ob zur Entspannung oder Fachbücher. Ich finde es genial, meine Online-Bibliothek immer dabei zu haben.

2021 hast Du ein eigenes Buch veröffentlicht. Wie kam es dazu, das wievielte war es und worum geht es darin?

Cover von Projektmanagement im GesundheitswesenIch habe ein Fachbuch zum Thema Projektmanagement im Gesundheitswesen geschrieben. Ich hatte 2021 eine Vorlesung zu dem Thema übernommen und da fiel mir auf, dass es zwar zwei ganz aktuelle englischsprachige Bücher zu dem Thema gibt, aber kein deutschsprachiges. Das war mein erstes Buch, wenn ich die Promotion (und Veröffentlichungen in Sammelbänden) nicht mitzähle.

Wie lange hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung gedauert, wie hast Du den passenden Verlag gefunden und für Dich gewinnen können?

Die Idee und die Umsetzung gingen schnell, die erste Gliederung stand im Oktober 2020, im Dezember hatte ich die Zusage vom Verlag und Ende Mai 2021 war die Deadline für mein Manuskript. Bis zur Veröffentlichung hat es dann aber 7 Monate gedauert. Ich wollte gerne bei Springer Gabler veröffentlichen, ich habe denen ein Exposé geschickt und sehr schnell die Zusage bekommen. Ich habe aber auch andere Erfahrungen gemacht, ich wollte schon mal vor ungefähr 10 Jahren ein Buch veröffentlichen und habe bei vielen Verlagen angeklopft und nur Absagen bekommen. Viele haben mir angeboten zu veröffentlichen, wenn ich ihnen die erste Auflage abkaufe…

Welche Herausforderungen gab es beim Schreibprozess und der Fertigstellung des Manuskripts?

Ich habe den Lockdown 2020/2021 genutzt und wie im Rausch geschrieben – in drei Monaten stand das Buch. Dann ging es an meine Korrekturleser und ich habe es einen Monat nicht mehr angerührt. Dann konnte ich mit frischem Blick noch einmal den Text durchgehen und auch die Korrektureneinarbeiten. Die größte Herausforderung war der Suchtfaktor, ich war zu nichts anderem mehr zu gebrauchen und habe nur geschrieben…

Wurde Dir seitens des Verlags jemand für Lektorat und Fachgutachten zur Seite gestellt, oder musstest Du Dich darum selbst kümmern? Wie ist das abgelaufen?

Ich hatte eine Lektorin, die mich betreut hat und das Buch nach Abgabe durchgegangen ist und mir mit (wenigen) Anmerkungen zurückgeschickt hat. Man sollte vorher klären, wieviel der Lektor/die Lektorin wirklich daran machen kann, die haben ein ziemliches Arbeitspensum.

Welche Lehren für mögliche künftige Bücher hast Du aus der Entstehung dieses Buches gezogen, die Du anderen als Tipp mitgeben könntest?

Im Moment veröffentliche ich nur in Sammelbänden zusammen mit Kollegen, das ist vergleichsweise entspannt. Ich könnte mir vorstellen, mir bei einem neuen Buch eine„Begleitung“ zu suchen, mit der ich in den Dialog gehen kann und die auch teilweise das Lektorat übernimmt.

Wie findet Dein Buch zu seinen LeserInnen, wieviel davon übernimmt der Verlag und für wieviel musst Du selbst sorgen? Welche Hürden gilt es dabei zu überwinden?

Ich muss zugeben, dass ich mich recht wenig darum gekümmert habe. Dennoch ist mein Buch recht erfolgreich und hat laut der Website von Gabler Springer rund 46.000 Accesses (Stand 29. Dezember 2022). Ich habe das Erscheinen meines Buches nur auf LinkedIn veröffentlicht. Mein Buch findet sich aber auch in allen Universitätsbibliotheken, insofern nutzen es z.B. auch die Studierenden in meinenVorlesungen.

Ist Selfpublishing im wissenschaftlichen Bereich überhaupt eine Option und unterscheidet sich Deutschland dabei von anderen Ländern?

Zu anderen Ländern kann ich nichts sagen. Für Deutschland ist mein Eindruck, dass für Wissenschaftler nur renommierte Verlage relevant sind. Selfpublishing hat den Beigeschmack, „hat keinen Verlag gefunden“, kleinere Verlage „hat die Auflage selbst gekauft“. Einzige Ausnahme sind universitätseigene Publikationsmöglichkeiten, wir haben z.B. eine iu-White Paper Serie, wo längere Beiträge (aber keine Bücher) erscheinen.

Gilt auch hierzulande „publish or parish“? Welche Bedeutung kommt Buchveröffentlichungen im Vergleich zu Fachartikeln und anderen wissenschaftlichen Formaten zu? Welche Rolle spielt dabei das Digitale?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Es hängt sehr von der Position und vom Fachbereich ab. Tendenziell würde ich Fachbeiträge in Zeitschriften, die peer reviewed sind, von der Bedeutung für Wissenschaftler deutlich höher einschätzen als Bücher. Und mittlerweile ist die relevante Fachliteratur auch immer digital verfügbar (z.B. auch auf ResearchGate).

Gibt es noch etwas, das Du zum Thema Bücher hinzufügen möchtest?

Ich denke man muss sehr stark die Art des Buchs unterscheiden. Als Wissenschaftlerin schreibe ich viel – ich veröffentliche immer wieder Artikel, Beiträge und Aufsätze. Ich bin es gewohnt wissenschaftlich zu arbeiten und lese ständig Fachliteratur und die Bachelor- und Masterarbeiten. Das macht es einfacher für mich zu schreiben, ich hatte auch sofort eine Struktur im Kopf, die ich nur umsetzen musste. Ich habe immer gerne geschrieben und es fasziniert mich, dass ich durch das Schreiben Dinge auf den Punkt bringen kann und immer noch dazulerne.

Wo findet man Dich am besten online?

susanne-boehlich.de

Vielen Dank fürs Mitmachen in meiner Reihe, Susanne!

Fotos: Susanne Böhlich

Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, Schwarzaufweiss Evelyn Kuttig


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Annette Schwindt

Annette Schwindt

Wegbegleiterin für digitale Komunikation und Lektorin aus Bonn. Arbeitet vorwiegend mit Buchmenschen, WordPress-Fan, digital resident. Ihr Motto: "Es geht um Menschen und Gespräche! Digitale Kommunikation ist das, was wir daraus machen."

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