Weil ich das Vergnügen hatte, zwei Bücher dieses mir bis dahin unbekannten Verlages zu lesen und zu einem davon, „Narrenflieger“, von der Herausgeberin Gabriele Haefs ein Artikel mit Bezug auf John Galsworthy im Blog erschien, sagte ich mir, frage doch einfach mal, welcher Impuls diesen feinen Verlag ins Leben rief und wie er sich behauptet. Denn die Bücher der VerlegerInnen Karin und Viktor Braun erscheinen erst seit diesem Jahr. Karin Braun, nicht nur Verlegerin, sondern auch Autorin und Malerin, stimmte zu meiner Freude diesem Interview gleich zu. Ebenfalls multiberuflich ist Viktor Braun noch als Fotograf und Musiker unterwegs.
Was bewegte Sie und Ihren Mann zur Verlagsgründung?
Das waren besondere Umstände, auch wenn Bücher in unserem Leben schon immer eine große Rolle spielen. Einmal als LeserInnen, aber für mich natürlich auch als Autorin. Ganz zufällig kamen einige Dinge zusammen: Gabriele Haefs fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihr gemeinsam eine Anthologie zu machen. Hatte ich. Dies wäre nun auch ohne Verlag gegangen, doch just in dieser Zeit kam ein wenig Kapital ins Haus und Viktor und ich beschlossen, dieses für eine Verlagsgründung einzusetzen. Kaum war das klar, meldete sich Peter Braukmann und fragte, ob wir Lust hätten, sein erstes Buch „Die Inseln“ herauszubringen. Auch dazu hatten wir Lust, und so ging alles seinen Gang … Seit Februar 2014 sind wir Verlag, und bis jetzt sind sechs Bücher bei uns sowohl in Print als auch als E-Book erschienen.
Wie sind Sie auf den Verlagsnamen gekommen, was inspirierte Sie?
Der Name Edition Narrenflug ist entstanden, weil nahezu jeder, der von unserem Plan erfuhr sagte: Ihr müsst verrückt sein! In der heutigen Zeit einen Verlag gründen! Viktor und ich waren aber der Meinung, in der heutigen Zeit ist nichts sicher, also warum kein Verlag? Falls es schiefgeht, haben wir wenigstens ein paar gute Bücher gemacht, die die Welt braucht, und wenn alles gutgeht, werden wir noch viele tolle Bücher veröffentlichen.
Auf welchen Wegen finden Sie Ihre Autorinnen und Autoren?
Da hatten wir nun wirklich mit Schwierigkeiten gerechnet. Aber tatsächlich ist es so, dass diese schreibenden Menschen uns finden. Natürlich sehr oft über die Verbindung zu Gabriele Haefs. So hatten wir das Glück, in unserer Anthologie „Narrenflieger“ Geschichten von Ingvar Ambjörnsen, Anne B. Ragde, Ditte Birkemose, Lars Maehle und Mick Fitzgerald dabei zu haben, aber eben auch von AutorInnen, die noch gar nichts oder aber noch nicht in Deutschland veröffentlicht haben, wie Martha Frei, Günther Eichweber und Maureen Boyle.
Wie machen Sie auf sich aufmerksam, um Ihre Bücher zu verkaufen?
Tja, LeserInnen zu finden, ist schon ein wenig komplizierter. Besonders wenn man kein großes Werbebudget hat. Wir nutzen hier in erster Linie das Internet. Darüber hinaus verteilen wir Rezensionsexemplare an BloggerInnen und versenden welche an AutorInnen, die gewillt sind, Buchbesprechungen zu machen. Und wir arbeiten daran, dass unsere Veröffentlichungen auf so vielen Plattformen wie möglich zu erhalten sind.
Am nachhaltigsten lassen sich LeserInnen über Lesungen erreichen. In diesem Jahr sind solche Veranstaltungen noch etwas zu kurz gekommen, doch wir sind am Planen. Ab und an sollen dann die Lesungen unserer Bücher, die nach unserer Auffassung die Welt braucht, von schöner Musik begleitet werden.
Gibt es schon Pläne für weitere Veröffentlichungen?
Aber ja, die gibt es, und die Vorarbeiten laufen auch schon. Zu März 2015 werden zwei Bücher erscheinen. Einmal Anna Munch „FRAUEN“, Übersetzung aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs, und eine Anthologie mit dem schönen Titel „Weibsbilder“, Herausgeberinnen Gabriele Haefs und Karin Braun. Die Idee zu letzterer ist uns gekommen, als wir im März dieses Jahres gemeinsam mit Gudrun Völk zum Internationalen Frauentag eine Lesung in der Zentralbibliothek Kiel unter diesem Titel veranstalteten.
Dann gibt es noch den Plan, einen Literarischen Salon zu etablieren, in dem monatlich ein bis zwei Lesungen geboten werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Vielen Dank für dieses Gespräch, Frau Braun. Ich wünsche Ihnen beiden bei allen Ihren Vorhaben ein gutes Gelingen und viel Erfolg!
Bücher von der Edition Narrenflug gibt es seit Dezember 2018 leider nur noch antiquarisch im Handel.
Bilder: Karin Braun
Ein Gastbeitrag zum Thema „Buchherstellung“, Evelyn Kuttig