Als Zweiter in meiner Interviewreihe über Buchmenschen, mit denen ich in Sachen digitale Kommunikation und/oder Lektorat zusammenarbeite, spreche ich heute mit Morten N. Pedersen, von dem auch schon die Illustration in meinem Einführungsartikel stammt.
Stell Dich bitte vor und sag uns, was Du mit Büchern zu tun hast:
Ich heiße Morten N. Pedersen und ich bin Illustrator, Kinderbuchautor und Animator. Ich lebe in Oslo, Norwegen. Ich schreibe und illustriere meine eigenen Kinderbücher und illustriere auch für andere.
Wie hat sich Dein Wunsch, für andere Kinderbücher zu illustrieren, entwickelt? Du musstest zuerst Deine eigene Reihe starten, oder?
Ja, ich habe angefangen, mit Kinderbüchern zu arbeiten, als ich in Schweden gelebt habe. Ich wollte unbedingt Kinderbücher illustrieren, aber ich hatte keinerlei Kontakte oder Vorerfahrungen. Bis dahin hatte ich nur im Bereich Animation gearbeitet. Da ich also niemanden hatte, für den ich etwas hätte illustrieren können, habe ich beschlossen, mir meine eigenen Geschichten auszudenken, sie zu illustrieren und dann Verlagen in Schweden anzubieten.
Wie bist Du auf die Reihe über den kleinen Bo gekommen? Wer ist er und worum geht es in den Büchern?
Ursprünglich ging es um ein Schwein namens Bo und seine Mutter, die in die Bibliothek gehen. Dieses Buch habe ich zu fünf oder sechs Verlagen geschickt und wurde von allen abgelehnt – bis auf einen, der „vielleicht“ sagte und fragte, warum Bo ein Schwein war, und ob man nicht einen kleinen Jungen daraus machen könnte, um ihn ansprechender zu gestalten. Also hab ich ihn umdesignt und der Bo, wie wir ihn aus den nunmehr veröffentlichten Büchern kennen, war geboren.
Wo sind die Bo-Bücher bisher veröffentlicht worden und wie hast Du die Verlage gefunden? Wäre es für einen deutschen Verlag möglich, die Rechte zu erwerben und von wem? Denn jedesmal, wenn ich jemandem die Bücher zeige, verliebt er sich sofort in Bo und fragt, wo man die Bücher in deutscher Sprache kaufen kann.
Bonnier Carlsen in Schweden war der Verlag, der Interesse hatte und dann auch damit anfing, meine Bücher zu veröffentlichen. Da das einer der größten Verlage in Schweden ist, machte mich das natürlich sehr stolz. Er veröffentlicht die Bücher immer noch, und immer, wenn ich eine neue Idee habe, stelle ich sie für gewöhnlich zuerst dort vor.
Als ich zurück nach Norwegen zog, war ich weiter als Freelancer in Animation und Illustration tätig. Ich bekam ein paar Aufträge von IKO-Forlaget AS, einem Verlag in Oslo, und ich zeigte ihnen die Bo-Bücher, die ich für Bonnier Carlsen machte. Sie gefielen ihnen sehr und sie fragten, ob sie sie in Norwegen veröffentlichen könnten. Bislang haben sie sieben der Titel für den norwegischen Markt veröffentlicht. Wenn es um die deutschen Rechte geht, dann ist Bonnier Carlsen in Schweden der richtige Ansprechpartner.
Du illustrierst auch Bücher für andere. Welche Projekte sind das und wie kann jemand mehr darüber erfahren?
Ich bin immer für neue Projekte offen. Für andere zu illustrieren ist eine ganz andere Herausforderung als meine eigenen Geschichten zu illustrieren. Es ist sehr interessant, mit anderen Autoren zusammenzuarbeiten, um ihnen zu helfen, ihre Vorstellungen von den Büchern umzusetzen, die sie machen. Da sind andere Aspekte zu beachten und verschiedene Stile auszuprobieren, alles um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Projekte, die ich für andere illustriert habe, habe ich hauptsächlich durch die Verlage bekommen, mit denen ich zusammenarbeite. Bonnier Carlsen und IKO hatten beide Projekte, bei denen ich der Illustrator war und nicht der Autor.
Ich habe auch eine neue Version der Fjodor-Bücher von Pål H. Christiansen bei Cappelen Damm in Norwegen illustriert. Wir hatten schon bei anderen Büchern zusammengearbeitet und als sie seine Geschichten in einem Sammelband veröffentlichen wollten, wünschte er sich, dass ich das illustriere. Das hat großen Spaß gemacht. Wer mehr über diese Bücher herausfinden möchte, kann das auf meiner Website tun und dann auch den Links zu den Verlagsseiten der Bücher folgen.
Du hast kürzlich auch mit Selfpublishing unter dem Namen Playful House Publishing angefangen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Ich habe nach einem Ventil für meine Kreativität gesucht, bei dem ich mehr Kontrolle über den Ablauf habe und wo ich schnell und möglichst einfach Material testen kann. Außerdem ist das ein riesiger Markt mit Millionen potentieller Kunden. Bücher von einem Verlag veröffentlicht zu bekommen, ist immer noch die beste Lösung. Aber für manche Ideen, vor allem für Bücher mit wenig Text wie Malbücher oder Bastelbücher ist Selfpublishing ideal.
Welche Art von Büchern veröffentlichst Du dort und wie entstehen sie?
Bisher bin ich noch dabei, mich mit dem Ablauf vertraut zu machen, indem ich verschiedene Malbücher und ein Cartoonbuch nach Vorbild von Zeichnungen aus meinem Instagram-Account gemacht habe. Ich habe vor, zukünftig mehr Bastelbücher und Malbücher und natürlich meine eigenen Kinderbücher zu veröffentlichen.
Für gewöhnlich zeichne ich alles in Proceate auf dem iPad und setze es dann in Canva zusammen, einem Bildbearbeitungs- und Layoutprogramm online. Wenn die Inhalte fertig sind, lade ich sie bei amazon in meinen Account hoch und wenn es freigegeben wird, erscheint es innerhalb von einer Woche in deren Shop.
Von welcher Art Buchprojekt träumst Du, das Du selbst nicht umsetzen kannst und warum?
Das wären eine Art Popup-Bücher. Da gibt es einige wirklich schöne und ich glaube, sowas zu erschaffen, würde bestimmt Spaß machen.
Wie kann man mit Dir für weitere Infos oder bei Interesse an einer Zusammenarbeit Kontakt aufnehmen?
Per E-Mail: morten.n.pedersen@gmail.com
Oder über meine Website: mortenpedersen.no
Dort gibt es viele Beispiele für meine Arbeit und weitere Kontaktinfos
Playful House Publishing: playfulhousepublishing.com
Gibt es noch etwas, das Du hinzufügen möchtest?
Ich möchte nur sagen: Bleibt kreativ! Für mich ist das der einzige Weg zu leben. Ich wache jeden Morgen auf und möchte etwas Neues kreieren.
Vielen Dank fürs Mitmachen in meiner Reihe, Morten. 🙂
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Dieses Interview wurde ursprünglich in englischer Sprache geführt und von mir ins Deutsche übersetzt.
Foto und Illustrationen: Morten N. Pedersen
Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, Schwarzaufweiss Evelyn Kuttig