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„Schreiben ist für mich wie Atmen“

Ana Hellmich mit ihrem Fantasyroman "Der Steinkönig"

Heute ist in meiner Interviewreihe mit Buchmenschen, mit denn ich arbeite oder gearbeitet habe, eine Erstlings-Autorin aus dem Bereich Belletristik dran. Sie hat gerade ihren Debütroman, genauer gesagt einen High Fantasy Roman, via Selfpublishing veröffentlicht.

Bitte stell Dich kurz vor und sag uns, was für ein Buch Du gerade veröffentlicht hast.

Ich bin Anna Hellmich, evangelische Pfarrerin, Krankenhausseelsorgerin, Mutter einer Viereinhalbjährigen und leidenschaftliche Leserin, seit ich das ABC kann. 

Im Februar werde ich 42 – ich habe mal gehört, diese Zahl sei die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Universums 🙂 Zu der Frage fällt mir jetzt so einiges ein. Dazu schreibe ich dann bei Gelegenheit in meinem Blog was.

„Der Steinkönig“, erschienen am 23.11.2022 bei Books on Demand, ist ein Fantasyroman. Vom Stil her ganz anders, als zum Beispiel Jennifer Armentrout oder Julia Dippel schreiben. Das sind zwei Autorinnen, deren Bücher ich selbst sehr gern lese. Für meinen eigenen Stil habe ich noch keinen passenden Vergleich gefunden. Gefühlt habe ich mich an Tolkien orientiert, aber es ist etwas ganz anderes herausgekommen.

Wie kommt eine Theologin dazu, einen Fantasyroman zu schreiben, und wie bist Du konkret auf die Idee zur Geschichte in Deinem gekommen?

Schreiben ist für mich wie Atmen – ich tue es einfach. Ob ich Tagebuch schreibe, oder an einer Predigt oder Andacht feile, oder an einem Songtext, die Worte kommen wie von selbst.

Die Idee zum „Steinkönig“ hat sich im Prozess des Schreibens entwickelt. Erst als die Rohfassung stand, begriff ich, worüber ich schrieb: Meine Heldin Rosa kämpft für ein Zuhause und für die Menschen, die sie liebt. Dabei entdeckt sie ungeahnte Fähigkeiten an sich selbst.

Das ist Dein erster Roman, dem jedoch noch ein oder zwei weitere Teile folgen sollen. Wie bringst Du das Schreiben in Deinem beruflichen und familiären Alltag unter?

Ich habe gerade meine Arbeitsstelle gewechselt und bin in Teilzeit gegangen. Das Schreiben war dafür nicht der Hauptgrund, sondern dass ich näher bei den Menschen sein möchte, für die ich da bin – beruflich und familiär gleichermaßen. Da ich seit Anfang diesen Jahres kürzere Arbeitszeiten habe, bin ich voller Hoffnung, dass ich für das Schreiben und Bloggen genug Zeit finden werde. Der Schreibtisch steht jedenfalls schon an Ort und Stelle.

Wie lange hast Du an Deinem ersten Roman gearbeitet und wie bist Du dabei vorgegangen? 

Wir waren Anfang 2019 in Dänemark, ein Urlaub, der das Babyjahr ausklingen lassen sollte. Prolog und ein oder zwei Kapitel hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon geschrieben. In den zwei Wochen Urlaub wurde die Rohfassung fast fertig. In den folgenden vier Jahren kamen – trotz Streichungen –  noch mindestens 100 Seiten hinzu. Um den Überblick über den Plot, die Charaktere und die zeitliche Reihenfolge zu behalten, habe ich die Kapitelüberschriften und die einzelnen Abschnitte auf Zettel geschrieben. 

Du hast Dir professionelle Unterstützung beim Schreibprozess geholt. Wer war das, wie hast Du die Person gefunden und wie ist das dann abgelaufen?

Eine weitere Autorin, deren Bücher ich verschlungen habe, ist Bettina Belitz. Sie bringt gerade ihre Splitterherz-Trilogie als Hörbuch heraus. Das ist ein 1700-Seiten-Werk, das ich mindestens fünf Mal komplett durchgelesen habe. 

Meine Freude war groß, als ich herausfand, dass Bettina Autorencoachings anbietet. Als sie sich dann bereit erklärt hat, mein 500-Seiten-Monsterprojekt aka „Wuchtbrumme“ zu begleiten, war ich hin und weg und sehr motiviert, es auch wirklich zu Ende zu bringen. Den ganzen Weg von der Rohfassung bis zum fertigen Buch – über vier Jahre lang – hat mich Bettina mit ehrlichen Rückmeldungen, tollen Ideen und Ratschlägen unterstützt.

Warum hast Du entschieden, Deinen Roman selbst zu veröffentlichen und wie hast Du das gemacht? 

Nachdem ich Anfang 2022 von den Verlagen nur Absagen erhalten hatte, entschloss ich mich, den „Steinkönig“ bei Books on Demand herauszubringen. Die Buchblase macht es praktisch unmöglich, mit einem Debut irgendwo zu punkten, vor allem, wenn es Fantasy ist. Den Buchsatz hat Bettina Belitz erstellt. Das Coverdesign – das mich jetzt, nach mehreren Monaten, immer noch begeistert! –  stammt von Juliane Buser.

Das Anmelden und Hochladen der Dateien war dann ganz einfach, jedenfalls nachdem ich das Prinzip verstanden hatte.

Wie findet Dein Buch jetzt zu seinen LeserInnen? 

Ich habe Unterstützung von einem Bloggerinnenteam, und habe außerdem im Dezember an meinem damaligen Wohnort Kyritz zu einer Buchlesung eingeladen und das Buch für mehrere Wochen im Buchladen zum Verkauf angeboten. Die Verkaufszahlen sind nicht überwältigend, aber das habe ich auch nicht erwartet. Am wichtigsten ist mir im Moment, dass ich Feedback zum „Steinkönig“ erhalte. Es ist mein erstes Buch und ich bin total gespannt, wie es ankommt. 

Dass ich im Internet präsent bin, ist in der Breite eine neue Erfahrung für mich. Da arbeite ich noch an guten Gewohnheiten, um die Etikette zu verstehen.

Du warst zunächst kein Fan von digitaler Kommunikation. Was hat Dich dazu bewegt, sie nun doch zu nutzen, und wie läuft es bisher? Wo bist Du aktiv?

Na ja, der Umzug und der Stress mit dem Jobwechsel haben so einige von meinen guten Vorsätzen zunichte gemacht … Bei Instagram schaue ich mehrmals täglich rein, aber selbst poste ich im Moment wenig, eher nur die Sachen, die von anderen kommen. Bei Facebook mache ich so gut wie gar nichts, bin aber immerhin Teil einer Tad Williams Fangruppe, was mir Freude macht und das lange Warten auf den letzten Band seiner Reihe „The Last King of Osten Ard“, „The Navigator’s Children“, erleichtert. 

Außerdem bin ich noch bei LovelyBooks und Goodreads als Autorin. Last but not least: Meine Website, auf die ich sehr stolz bin (danke, Annette!!!) und auf deren weitere Gestaltung mit Blogbeiträgen ich große Lust habe.

Hast Du schon mit dem nächsten Teil Deiner Geschichte angefangen, und gibt es diesmal etwas, das Du beim Schreiben anders machen wirst?

Nope. Bisher sind noch nicht mal meine Weihnachts- und Abschiedsgeschenke ausgepackt. 

Aber ich weiß, dass ich eines Tages aufwachen und den ersten Satz schreiben werde. Zwei Möglichkeiten, was als erstes kommen könnte, spuken mir schon im Kopf herum.

Es gibt nichts, was ich beim Schreiben an sich anders machen möchte, allerdings würde ich mich diesmal schon sehr früh um TestleserInnen kümmern. Mir gefällt mein Buch, aber ich hätte doch gern schon früher gewusst, wie andere es lesen. Und ich stelle mir vor, es macht auch sehr viel Spaß, während des Schreibprozesses mit mehreren Leuten in Interaktion zu sein.

Welche Tipps hast Du für andere, die ebenfalls einen Roman veröffentlichen wollen?

Genau das, was ich selbst anders machen will: Nicht nur im stillen Kämmerlein bleiben. Zum Schreiben selbst ist Ruhe super, aber für den Gesamtprozess braucht Ihr andere Menschen.

Gibt es sonst noch etwas, das Du in Sachen Bücher loswerden möchtest?

Es kann nicht zu viele Bücher geben, nur zu wenig Regale!

Wo findet man dich am besten online?

anna-hellmich.de

Vielen Dank fürs Mitmachen, liebe Anna. 🙂

Fotos: Anna Hellmich

Ein Beitrag zum Thema „Buchherstellung“, Schwarzaufweiss Evelyn Kuttig


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Annette Schwindt

Annette Schwindt

Wegbegleiterin für digitale Komunikation und Lektorin aus Bonn. Arbeitet vorwiegend mit Buchmenschen, WordPress-Fan, digital resident. Ihr Motto: "Es geht um Menschen und Gespräche! Digitale Kommunikation ist das, was wir daraus machen."

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